Morbus Crohn: Der erste große Schub, Medikamente und Beleiterkrankungen

Den ersten ernsteren Schub hatte ich etwa ein knappes Jahr nach der Diagnosestellung. Ich hatte mein Studium abgebrochen und eine Ausbildung zur Mediengestalterin angefangen. Eigentlich ein Traumjob mit einer verständnisvollen Chefin und nur sechs Stunden Arbeit pro Tag, aber die weitere Mitarbeiterin im Betrieb konnte mich nicht ausstehen und mobbte mich ständig. Ich bin mir heute sicher, dass das ein Faktor war, der zu diesem Schub beitrug und ihn andauern ließ.

Innerhalb von ein paar Monaten nahm ich zwanzig Kilo ab und war damit nun nicht mehr an der Grenze zum Übergewicht, sondern plötzlich untergewichtig. Zu den Durchfällen gesellte sich in dieser Zeit auch oft eine so schlimme Übelkeit, dass ich absolut nichts mehr bei mir behalten konnte.

Medikamente

Meine ersten Medikamente waren Salofalk und Budenofalk, die ich seit der Diagnose einnahm. Wann ich zum ersten Mal ein Cortisonpräparat zusätzlich bekam, weiß ich nicht mehr genau. Ich erinnere mich nur an mein etwas groteskes Erscheinungsbild eines etwas ausgelaugten, schlanken bis zeitweise dünnen Körpers in Verbindung mit einem konturlosen Mondgesicht durch das Cortison.

Ich mit Mondgesicht durch Cortison 2002 (BMI ~20)

Eisenmangel war mein ständiger Begleiter. Meine Hausärztin sagte einmal zu mir: "Bei Ihren Eisenwerten müsste ich sie hier an die Wand lehnen können, und Sie schlafen sofort ein." Ja, das kam fast hin. Zwölf Stunden Schlaf pro Nacht waren in der Zeit keine Seltenheit. Die normalen Tabletten gegen Eisenmangel vertrug ich nicht, d. h. ich bekam davon Durchfall. Kontraproduktiv. So verschrieb sie mir Brausetabletten für Kinder.

Ende 2002 wurde ich auf Azathioprin (Zytrim) umgestellt, so dass Salofalk und Budenofalk entfielen. Durch den verzögerten Wirkungseintritts des Azathioprins musste ich das Cortison weiterhin nehmen. Das blieb nicht ohne Folgen.

Begleiterkrankungen: Osteopenie, Erythema Nodosum und weitere entzückende Kleinigkeiten

In den folgenden Jahren musste ich immer wieder phasenweise Cortison einnehmen. So landete ich schließlich 2007 beim Rheumatologen – mit Osteopenie, einer Minderung der Knochendichte, Vorstufe zur Osteoporose.

Etwa zur gleichen Zeit trat bei mir zum ersten Mal auch das Erythema Nodosum auf, eine recht häufige Begleiterkrankung bei Morbus Crohn. Es handelt sich dabei um eine akute Entzündung des Unterhautfettgewebes, sichtbar durch rote Flecken, die bei mir an den Unterschenkeln auftraten und ziemlich schmerzhaft waren. Die Zink-Leinen-Verbände, die mein Hautarzt mir zur Linderung verordnete, waren kaum mehr als ein netter Versuch. Die einzig wirksame Therapie war hier leider wieder das Cortison: 100 mg, acht Tage lang, allerdings kam es immer wieder etwa zwei Wochen nach Absetzen der Steroide zu einem Rezidiv, d. h. das Erythema Nodosum kehrte zurück.

Im Sommer 2007 durfte ich eine Woche lang ins Rheumazentrum einziehen. Der Grund dafür war, dass ich mich innerhalb von Tagen im körperlichen Zustand eines hochbetagten Menschen befand: Beide Sprunggelenke waren stark angeschwollen, und meine Hände taten bei der kleinsten Bewegung weh. Ich konnte kaum laufen, die Treppe war wie eine Gipfeltour für mich, und mich bücken, um etwas aufzuheben, war schlichtweg gar nicht mehr möglich. Mein ganzer Körper schmerzte, und morgens direkt nach dem Aufstehen konnte ich mich fast gar nicht mehr bewegen. Diagnosen: Sprunggelenksarthritis, Tenosynovialitis.

Die Tage im Rheumazentrum waren von morgens bis nachmittags mit Programm gefüllt: Handbäder in heißem Paraffin, Wassergymnastik, Massagen, Hockergymnastik (mit Mitte Zwanzig ein echter Knaller!) und vieles mehr. Da es mir bereits am dritten Tag schon wieder ziemlich gut ging und ich mich schon wieder halbwegs normal bewegen konnte, genoss ich die Zeit. Es war weniger wie ein Krankenhausaufenthalt, sondern eher Wellness, und danach ging es mir deutlich besser.

Ob der Spontanpneumothorax, den ich wenige Monate später im November hatte, etwas mit dem Morbus Crohn und/oder den Medikamenten, die ich nehmen musste, zu tun, hat? Ich weiß es nicht, aber die Geschichte ist es auch wert, erzählt zu werden.

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