Morbus Crohn – Diagnose "nebenbei"

Wiedergefunden: Ein alter Ringbuchblock mit handschriftlichen Notizen. Damit ich ihn dem Altpapier zuführen kann, verewige ich hier meinen Text zur Diagnosestellung, den ich am 16. Februar 2001 verfasst habe.

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Die Station 3A hat mich nach langem Hick-Hack wieder. Es begann wohl doch nicht alles am Montag, als ich zwecks Gewichtsabnahme zwei CM3-Kapseln schluckte. Wie es nun scheint, sind die beiden Schwämmchen unschuldig an der Gesamtmisere. Aber darauf erst mal kommen!

Dienstag fing der Spaß an. Krämpfe im Bauch, eine sehr unruhige Nacht. Mittwoch kam ich nicht mehr aus dem Bett. Ich übergab mich zwei Mal, fuhr dann abends noch zur Bandprobe. In der Nacht zum Donnerstag schlief ich schlecht, hatte Schmerzen und übergab mich erneut.

Also ging ich Donnerstag morgen - gestern - zu Dr. Kiffmeyer, der kritisch die Stirn runzelte, einen Ultraschall machte und dann Dr. Gillesen von der 5A im Marienhospital anrief, wohin ich anschließend direkt in die Aufnahme musste.

Zuerst ging es zur 5A. Nachdem ich dort eine ganze Weile warten musste, schickte man mich runter in die Chirurgische Ambulanz. Dort musste ich in einen Becher pieseln und Blut abgeben. Ein Chirurg und ein Internist drückten auf meinem Bauch herum. Dann machte man einen Ultraschall und stellte mir tausend Fragen.

Nach langem Warten und dem Eintreffen der Blutwerte (erhöhte Leukos) schickte man mich auf die 1 zum Röntgen. Im Fahrstuhl wurde mir schwindelig. Ich bekam einen fahrbaren Stuhl bis zum Röntgenraum.

Bei der Aufnahme des Brustkorbs kippte ich dann einfach um. Meine erste kluge Feststellung, als ich wieder zu mir kam: "Oh, ich liege aber unbequem!" Daraufhin durfte ich mich bequem hinlegen, aber nicht die Augen schließen. Ich wurde herumgefahren, man machte ein EKG. Anschließend bekam ich ein Bett und wurde damit zur Station 5A gefahren.

Ich bekam Kontrastmittel vorgesetzt, das ich tapfer zu trinken versuchte, aber leider verteilte ich es schwallartig über mein frisches Bett. Ich wurde zur CT gefahren, dann zur Gynäkologie, von dort noch mal zum Röntgen und wieder in die Chirurgische Ambulanz. Ein wenig erinnerte mich das Ganze an Asterix und Obelix und das Haus, das Verrückte macht.

Ich unterschrieb eine Einverständniserklärung zur OP, bekam ein schickes Häubchen und eine Spritze. Ich sang noch ein wenig "Somewhere over the rainbow", verpasste dann planmäßig den spannenden Teil und wachte irgendwann wieder ohne eine 5 x 5 cm große blutige Ovarialzyste wieder auf.

Bei der Visite heute Morgen unterhielten sich die anwensenden Ärzte. Leider fast nur miteinander anstatt mit mir. Ich schnappte "Morbus Crohn" auf, fragte nach und bekam die kurze Auskunft "Ja, wahrscheinlich haben Sie Morbus Crohn, das müssen wir noch genauer untersuchen". Und weg waren sie.

Ich rief daraufhin panisch meine Freundin an, die Medizin studierte, und sie las mir aus ihrem dicken Wälzer den entsprechenden Abschnitt vor.

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Das war also meine Diagnosestellung. Feinfühlig geht anders, aber hey, immerhin wusste ich nun nach etwa sechs Jahren, was bei mir nicht stimmte. Dass ich kein Hypochonder bin.

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