Morbus Crohn - Leben mit dem Schmerz

Nachdem ich 2007 von einigen Begleiterkrankungen heimgesucht worden war, kehrte danach so langsam Ruhe ein. Das heißt nicht, dass ich keine Symptome mehr hatte, aber die Intensität meines Morbus Crohn ließ nach, und mit den Jahren ergab sich so etwas wie Routine und Gewöhnung an diesen ungebetenen Dauergast.

Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass man die Krankheit akzeptiert und mit ihr ins Reine kommt. Morbus Crohn ist bislang nicht heilbar, sagt man. Als Patient kann man nicht viel tun, aber die Dinge, die man selbst in der Hand hat, können den Krankheitsverlauf durchaus beeinflussen.

Mit der Zeit weiß man, welche Lebensmittel man meiden sollte, welche gar einen Schub auslösen können. Bei mir waren es zum Beispiel Zwiebeln. Ein Salat, der nur ein paar minikleine Zwiebelwürfelchen für den Geschmack enthielt, konnte mich drei Tage lang umhauen. Fettiges Essen war auch problematisch, und Vollkornprodukte sorgten innerhalb von Minuten für gräßliche Bauchschmerzen.

Planung ist die halbe Miete

Aber auch, wenn ich die Dinge wegließ, von denen ich wusste, dass ich sie überhaupt nicht vertrage, gab es oft Phasen, in denen es völlig egal war, was ich aß - der Schmerz kam immer. Pünktlich innerhalb von Minuten nach dem Essen, und manchmal blieb er den ganzen Tag. Er war aber selten so schlimm, dass ich es nicht aushalten konnte. Hinlegen, etwas Warmes auf den Bauch, entspannen, ein bisschen dösen - das half mir oft, um doch noch wieder auf die Beine zu kommen und mich wieder meiner Arbeit widmen zu können.

Oft plante ich meine Mahlzeiten auch entsprechend dem Tagesablauf. Wenn ich vormittags einen wichtigen Termin hatte, aß ich einfach vorher nichts, sondern erst, wenn ich wieder zu Hause war.

Wenn ich Lust hatte, mal richtig zu sündigen, wohl wissend, dass es mir nicht bekommen würde, tat ich das samstags. So konnte ich am Sonntag "die Rechnung begleichen" und war montags wieder arbeitsfit.

Morbus Crohn und Psyche: Wenn Stress zum Schub führt

Bei mir schien es häufig einen engen Zusammenhang zwischen meinem seelischen Wohlbefinden und der Aktivität des Morbus Crohn zu geben. In den Jahren meiner zwei Ausbildungen war ich sehr häufig krank, will sagen, hatte Schübe, die manchmal Wochen andauerten. Diese Zeit war für mich sehr stressig, da ich unter einem großen Druck stand. Im Grunde war es ein Teufelskreis: Du willst deine Ausbildung gut schaffen, die Krankheit legt dir aber Steine in den Weg. Bist du krank, verpasst du einiges und musst es nachholen. Der Druck nimmt zu. Der Crohn klatscht in die Hände.

Trotzdem habe ich es geschafft, beide Male. In der ersten Ausbildung zur Mediengestalterin habe ich zwei Wechsel des Unternehmens inkl. der Berufsschule "überlebt" (ein Standortwechsel, ein Konkurs). Die zweite Ausbildung zur Steuerfachangestellten lag mir gar nicht, und trotz etlicher Schübe zwischendurch verkürzte ich sie sogar noch um ein halbes Jahr und bestand die Prüfung mit einer Drei.

In den Jahren danach, als ich meine Selbständigkeit vorbereitete und schließlich meine UG gründete, ließ die Aktivität des Morbus Crohn spürbar nach. Der Grund dafür ist logisch und einfach: Ich war nun in der glücklichen Lage, meinen Tagesablauf selbst bestimmen zu können und mir jederzeit etwas Ruhe zu gönnen, wenn ich sie brauchte. Wenn es mir also mal einen halben Tag lang schlecht ging, konnte ich die liegen gebliebene Arbeit in den Abendstunden oder am Wochenende nachholen.

Diese neue Situation machte es mir viel leichter, mit dem Morbus Crohn zu leben und umzugehen - und ihn zu akzeptieren. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass ich diese Möglichkeit überhaupt hatte und mir ist auch klar, dass das nicht selbstverständlich und für jeden möglich ist.

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